Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen


Aus: Süddeutsche Zeitung (München), 22./23./24. Mai 1999

Ramersdorf:

Beim Erfindertreffen aus dem Hut gezaubert

Mit einem Dreh vom Drahtesel zum Rennrad

Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen stellt ein "Prinzip für jedermann" vor


Von Thomas Kronewiter

Liebevoll ungeordnet, ja geradezu chaotisch wirkt das Arbeitszimmer von Armin Witt in Ramersdorf. Unter den deckenhoch gestapelten Büchern, fast nur Nachschlagewerke, befindet sich manche Rarität. Nichts verrät, daß hier das eigentliche Herz der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen schlägt - oder doch: Wer genau hinschaut, sieht vor den Nachschlagewerken eine uralte, funktionsfähige Leder-Nähmaschine aufgebaut, eines der Lieblingsobjekte des Erfinderfreunds. Und im Keller hortet Witt noch andere Schätze.

Zum Beispiel ein ungewöhnliches Fahrrad, dessen Geheimnis eine bessere Ausnutzung der Muskelkraft ist. Der Schweizer Erfinder, der inzwischen verstorben und dessen Patent längst abgelaufen ist, versprach bei seinen mühsamen Vermarktungsversuchen eine 30prozentige Leistungssteigerung. Nach ersten Prüfungen gesteht Josef Moser, selbst Erfinder und regelmäßiger Gast bei den Treffen der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen, zumindest ein Plus von zehn Prozent zu. „Aber das Fahrrad ist noch zu optimieren.“

Erfinder Manfred Geith hat das Gefährt vor einigen Jahren in der Schweiz gekauft, weil ihm das Prinzip spontan einleuchtete: Eine verstärkte Hebelwirkung der Pedale führt dabei zu einer besseren Ausnutzung der aufgewandten Kraft, zugleich läßt sich der Totpunkt leichter überwinden. Geith griff zu - und erregte beim Herumfahren Aufsehen. „Ich konnte das Rad nirgendwo stehen lassen, denn wenn ich zurückkam, standen immer drei oder vier Leute darum herum.“ Das Fahrrad hat Geith jetzt der Gesellschaft überlassen. Und Witt, der sein Geld unter anderem als Filmemacher verdient, hat prompt bei Fahrtests ähnliche Erfahrungen gemacht: Als er von einer Besprechung aus dem Münchner RTL-Studio auf die Straße zurückkam, war das Rad weg. „Da fuhr gerade mal der Cutter damit durch die Gegend.“

Beim monatlichen Erfindertreffen war es ähnlich. Regelmäßige Gäste und neugierige Besucher wechseln sich ab, Initiator Witt spricht von einem „tollen Abend“. Und er peilt schon das nächste Highlight an. Am Freitag, 28. Mai, wird Waki Zöllner im „Alten Wirt“ in der Ramersdorfer Aribonenstr. 6 seine künstlichen Inseln vorstellen. Anders als etwa die fest verankerten Bohrinseln werden Zöllners Gebilde satellitengesteuert von Motoren an Ort und Stelle gehalten.

Die Treffen, bei denen witzige Ideen vorgestellt werden, sind dabei für alle Erfinder „nur der Vorwand“. Witt hat über die Jahre die Erfahrung gemacht, daß dabei exzellente Kontakte zu machen sind und eine Idee zwangläufig zur nächsten führt. „Es gibt immer irgendeine Resonanz.“ Schon in Planung ist ein Besuch in der Erdinger Erfinderwerkstatt von Josef Moser im Juni, Witt selbst bastelt an einem neuen Buchprojekt über verlorene Techniken des Altertums. „Die Ägypter sollen ja biegsames Glas gehabt haben.“ Vergessene Ideen für die Allgemeinheit wieder auszugraben, ist dabei nicht die unwichtigste Motivation für Erfinderfreund Witt, der selbst vor Ideen übersprudelt. Im Falle des Fahrrads ist der allgemeine Nutzung besonders einleuchtend. Denn es ist nicht nur fabrikmäßig neu und gleich mit entsprechend verlängertem Rahmen zu bauen. Vielmehr können auch herkömmliche Räder mit einem einfachen Metallbausatz nachgerüstet werden - damit wird das Prinzip zum Modell für jedermann. „Sollte sich die Fahrradindustrie auch heute noch weigern, dem umweltbewußten Menschen zwar nicht das Buckel nach oben, so doch das Treten nach unten zu erleichtern, kann nun jeder halbwegs geschickte Handwerker mit geringen Mitteln seinen eigenen Drahtesel zum Rennrad umbauen.“

Bei einer China-Tournee vor wenigen Monaten hat Witt einmal das Interesse in Fernost für verschiedene unterdrückte Erfindungen getestet - und dabei offen Türen eingerannt. Das verbesserte Fahrrad hatte er damals allerdings nicht dabei. Das bedauert niemand mehr als Manfred Geith: „Sie wären berühmter geworden als der Mao.“

Die Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen präsentiert sich im Internet unter der Adresse http://www.arminwitt.de
Armin Witt selbst ist unter Telephon 49 69 59 zu erreichen.

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E-Mail: arminwitt@t-online.de

 

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