Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen

Aus der Süddeutschen Zeitung, München, Ausgabe Ebersberg, vom 22. April 1999

Plieninger Erfinder hilft Energie sparen:

Ein Kraftwerk weniger

Von Sabina Kipfelsberger

Pliening - Kleine Dinge haben manchmal große Wirkung. Ein solches kleines Ding ist auch der Sinus-Sperrwandler aus der „Erfinderwerkstatt“ von Rainer Dangschat. Ein mittelschweres Kraftwerk ließe sich einsparen, behauptet der Ingenieur aus Landsham, wenn dieser wenige Zentimeter kleine Schalter in allen elektronischen Geräten serienmäßig integriert würde. Doch da ist die Industrie davor - noch.

Das Problem ist zwar physikalischer Natur, dennoch ist der Clou seiner patentierten Lösung leicht verständlich: Unser Strom kommt aus der Steckdose und zwar in Form einer sinusförmigen Wechselspannung. Die meisten Haushaltsgeräte nehmen den Strom so wie er ist und führen ihn auch als Sinus-Strom wieder ins Netz zurück. Daneben gibt es jedoch noch eine Vielzahl von Geräten des täglichen Gebrauchs, darunter Fernsehgeräte, PCs und Monitore, die den entnommenen Strom in kurze Impulse „zerhacken“ und derart gestört auch wieder ins Netz einspeisen. Das Resultat sind störende Oberschwingungen, die nicht nur den herkömmlichen Drehstromsystemen gefährlich werden können, sondern auch noch extrem viel Energie verschwenden.

Ein Beispiel: Ein Fernsehgerät verbraucht etwa 100 Watt Leistung. Aufgrund der gepulsten Stromaufnahme genötigt es darüber hinaus noch 90 Watt Blindleistung. Damit ist der Strom gemeint, der nicht vom Zähler erfaßt wird, der aber in Generatoren erzeugt und über Transformatoren und Kabel zum Kunden transportiert werden muß. Zusammen verbrauchen die rund 50 Millionen Fernsehgeräte und die 25 Millionen privaten und geschärftlichen Computeranlagen in Deutschland etwa 20 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Energie pro Jahr. Hinzu kommen rund 18 Milliarden kWh an Blindenergie, die sich laur Dangschat einsparen ließen, würden alle Fernseh- und Computerhersteller seine Erfindung berücksichtigen.

Doch dem ist nicht so, denn die Hersteller stehen unter einem enormen Konkurrenzdruck. Täglich hauen sie mit Sonderangeboten um sich, die keine Luft lassen für Mehrkosten von fünf Mark zum Einbau eines der üblichen Sperrwandlers. Der Sinus-Wandler von Rainer Dangschat aber setzt genau an diesem Punkt an: Er ist billig, so billig, daß die Hersteller der Elektrogeräte ihre Produktionskosten senken könnten. Dennoch tun sie es nicht. Das könnte sich aber schon bald ändern. Denn das Normungsgremium schreibt vor, daß ab dem 1. Januar 2001 sämtliche Geräte mit mehr als 75 Watt Leistungsaufnahme die festgelegten Grenzwerte einzuhalten haben. Das ist aber wiederum nur garantiert, wenn die störenden Oberschwingungen drastisch vermindert werden. Das also wäre die Chance für den ehemaligen Siemens-Angestellten. Damit könnte Rainer Dangschat den zweiten großen Erfolg für das allgemeine Ökokonto verbuchen. Seine Erfindung, der kluge Stand-by-Schalter, der Fernsehgeräte automatisch vom Netz abschaltet, wenn sie über eine gewisse Zeit nicht benutzt werden, ist inzwischen in vielen neueren Geräten integriert. Schon damit hat er - rein rechnerisch - bereits ein Kraftwerk vom Netz genommen.


E-Mail: dangschat@arminwitt.de

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