Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen
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SZ vom 07.10.2000 München,
Seite 60 Die Zwei mit
den vier linken Händen Von Thomas Kronewiter Als ein Gipfeltreffen freier Erfinder war es diesmal angekündigt, für Neugierige, Journalisten und Patentanwälte ist der monatliche Stammtisch des Clubs der klugen Köpfe im Ramersdorfer im Alten Wirt ohnehin längst ein Geheimtipp. Diesmal hat Armin Witt, Gründer der Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen sowie Initiator und Moderator des regelmäßigen Ideenaustauschs, pünktlich zu seinem 50. Geburtstag den Abend selbst zu einem Auftritt genutzt und sich erstmals auch als Erfinder vorgestellt. Zusammen mit dem Soziologen Heinrich Lewing hat Witt Entwürfe des Erdinger Bildhauer-Erfinders Josef Moser verbessert. Das Ergebnis ihrer monatelangen Bemühungen ist eine innovative, zugleich optisch kuriose Windkraftanlage.„Bei doppelter Leistung soll sie nicht mehr kosten als bis jetzt handelsübliche Winkraftanlagen“, verspricht der frisch gebackene Erfinder. Und sie kann als Kunst aufgestellt werden. Mit seinem Rotor hat sich Witt in eine mittlerweile recht bekannt gewordene Riege kluger Querköpfe gestellt, die mit ihren Erfindungen bahnbrechende Innovationen versprechen, sich damit aber auf dem Markt meist nicht durchgesetzt haben. Das glauben sie nicht, wie wir verarscht werden, macht sich Erfinder-Lobbyist Witt Luft. In seinem 1991 erschienenen, vergriffenen, aber wieder als E-Mail-Anhang erhältlichen Buch„Das Galilei-Syndrom hat der Sohn eines Bergmanns und einer Krankenschwester das Thema Unterdrückte Entdeckungen und Erfindungen aufgegriffen und darin unverhohlen Partei ergriffen für Erfinder und Entdecker gegen Beamte und Bürokraten. Während der Recherchen zu diesem Buch hat Witt zahlreiche Erfinder und Entdecker kennen gelernt. Nachdem das Buch dann 1991 erschienen war, meldeten sich auch die, die ich bis dahin noch nicht kannte.“ Seitdem
gilt Witts Wort in Erfinderkreisen. Seitdem melden sich auf seiner Internet-Seite
http://www.erfinder-entdecker.de Patent-Eigentümer und innovative Anarchen,
zu den monatlichen Treffs
der Gesellschaft kommen Menschen mit Ideen, die zum Teil kontrovers diskutieren. Seitdem
haben Kreative, die oft Jahrzehnte um die Anerkennung ihrer geistigen Arbeit
gekämpft haben, wieder Publicity. Frank Stelzer zählt dazu, der mit seinem
Freikolbenmotor schon
wesentliche Anstöße für das „Galilei-Syndrom“ gegeben hat, Helmut Hoegls
fadenförmige Solarzellen,
Josef Mosers Windenergie-Prototypen, Peter Plichtas Ideen für die Raumfahrt, Philipp Schrecks
Brückenbau-Vorschläge, Lutz
Kroebers Ideen zur Wasserkraft, Horst
Lüeßes Wärmepumpen-Funktionsspeicher-Anlage. Nun also Witt und Lewing, „die Zwei mit
den vier linken Händen“, wie sie sich selbstironisch auf der Web-Seite der
Erfinder nennen. Die Basis
ihrer Entdeckung ist eine Bastelarbeit, die typisch ist für die Gesellschaft
für außergewöhnliche Ideen. Erst hatten Witt und Lewing die Idee, dann haben sie in
ihrer Werkstatt geschraubt. Schließlich
haben sie den Rotor auf ihrem Werkstattwagen befestigt und sind damit auf
kleinen Nebenstraßen durchs Erdinger Moos gebrettert. „Windkanaltests kosten
mich 2500 Mark für einen halben Tag“, schüttelt der seit Verlegerzeiten in
den 70er Jahren hoch
verschuldete Witt den Kopf. Dabei gehe es auch anders. Mit einem Rotor auf
dem Dach nämlich, einem kleinen Strom-Messgerät
in der Hand und ordentlich Kabelgewirr. Die derart getestete Windkraftanlage
wollen Witt und Lewing nun selbst
fertigen, als Kundenstamm stellen sie sich Segelyacht-Besitzer und Berghüttenbetreiber vor.
Wenn das Projekt nicht zum
Riesenerfolg wird, ist das Armin Witt „mittlerweile wurscht“. Er wird in
Kürze wieder als Buchautor für Furore sorgen, mit einem "Tatsachenroman über chinesische
Spionage im Westen." Das
Buch soll zunächst im Internet erscheinen. Der Autor verspricht Aufsehen
erregende Einblicke und ist sich sicher, dass er anecken wird. Witt will
deshalb abtauchen,
solange die presserechtlich relevanten Fristen laufen. Das hat er schon beim "Galilei Syndrom" so gemacht.
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