Gesellschaft für außergewöhnliche Ideen

DIE MONETÄRE ENERGETIK

Vom Gold- zum Energiestandard des Geldes.

von Dr. Helmut Hoegl

Das Geld hat entscheidenden Einfluß auf unser wirtschaftliches und unser privates Leben. Kein Lehrbuch der Ökonomie vermag uns jedoch überzeugend zu erklären, was das Geld nun wirklich ist und was es mißt. Wir benehmen uns so, als befänden wir uns in einer permanenten sportlichen Olympiade, bei der jedes Land seine eigenen Meßinstrumente mitbringt für das Kilogramm, den Meter und die Sekunde. Tag für Tag werden die Meßgeräte neu „geeicht„, damit die athletischen Leistungen international miteinander verglichen werden können. Eine alltägliche Absurdität auf den Devisenmärkten der Welt! Da man aber bislang nicht wußte, was die Bezugsgröße für das Geld eigentlich ist, konnte man es auch nicht "eichen" - wie das Kilogramm, den Meter und die Sekunde. Die Folgen dieses Wissensdefizits sind u.a. schleichende und galoppierende Inflationen. Auch die vielen Versuche, den Geldwert mit dem Stoffwert von Gold und Silber zu koppeln, scheiterten immer wieder. Heutzutage werden unsere Guthaben in den Elektronenrechnern der Banken kreditiert, debitiert, gespeichert, mit Lichtschnelle transferiert und elektronisch gelöscht. Die elektronischen "Geld-bytes" haben offenbar etwas mit Information zu tun. Aber Information worüber? Wir erhalten gemeinhin "Geld für Arbeit" und erwerben "Arbeit für Geld". Arbeitsleistung ist aber, physikalisch betrachtet, nichts anderes als Energieverbrauch. Die Energiekrise von 1973 hat uns zum ersten Mal auf dramatische Weise bewußt werden lassen, wie eng Wirtschaft und Energie miteinander gekoppelt sind. Wie in neuerer Zeit durch wissenschaftliche Untersuchungen bekannt wurde, ist die wirtschaftliche Gesamtleistung eines Volkes abhängig von der aufgewendeten Energie. Das Bruttosozialprodukt ist umso höher, je mehr Energie ein Volk insgesamt verbraucht und je besser diese Energie verwendet wird. Jede Währungseinheit wird der "Monetären Energetik" zufolge offenbar durch eine ganz bestimmte Energiemenge gedeckt. Sinkende Energiedeckung (und damit verminderte Fähigkeit zur Arbeitsleistung) bedeutet Inflation. Gleichwertige Energiemengen sind die Vorbedingung für das Zustandekommen der Wechselkurse. „Der Energie- bzw. Joule- Kurs", d.h. der energetische Gegenwert des Geldes, ist unschwer zu bestimmen (z.B. aus Primärenergieverbrauch und Bruttosozialverbrauch). Bei Kenntnis des temporär gültigen Joulekurses ist jeder beliebige Geldbetrag sehr einfach in Energie-Einheiten umzurechnen bzw. wieder in Geld zurückzurechnen. Damit eröffnen sich u.a. völlig neue Möglichkeiten für die inflationsunabhängige Geldrechnung über beliebige Zeiträume hinweg, z.B. für Preis- und Lohnvergleiche, Bilanzanalysen und Realrenditen von Kapitalanlagen. Mit Hilfe der Energie als dem universellen Bezugssystem und gemeinsamen Währungsnenner erhält man weiterhin den theoretischen Umrechnungskurs auf Energiebasis, d.h. die sog. Energieparität zweier Währungen. Letztere stimmt erwartungsgemäß meist nicht exakt mit dem Börsenkurs überein. Die Differenz zwischen der Energieparität und dem tatsächlichen Devisenkurs liefert wertvolle Hinweise auf die Effizienzen der Energiverwertung in den betreffenden Ländern. Energieverschwendung und unproduktive Arbeit sind dabei wichtige Einflußfaktoren auf die Größe der Differenz zwischen dem tatsächlichen und dem errechneten Kurs. Der Monetären Energetik zufolge kann man somit jeder Geldeinheit zu jedem Zeitpunkt einen energetischen Gegenwert zuordnen. Eine Mark war im Jahre 1988 im Durchschnitt 6,3 Mega-Joule oder 1,75 Kilo-wattstunden wert. Ein Strompreis von 50 Pfennig pro kWh bedeutete 1988 monetär-energetisch, daß man ca. 0,88 kWh (- 0,5 DM) in Form von Geld aufwenden mußte, um 1 kWh in Form von Strom zu erhalten. Orientierende monetär-energetische Berechnungen sind sehr leicht mit Hilfe eines Taschenrechners durchzuführen. Detailliertere, tägliche Berechnungen und Analysen mit Rückgriff auf ein umfangreiches Datenmaterial sind vorteilhafterweise mit dem von mir neuentwickelten Computerprogrammen (Modell ECODYN) zu bewerkstelligen. Eine Übersichtsarbeit mit dem Titel "Die Volkswirtschaft als Energiewandler" ist im Erfinder- Journal Nr. 4/1987, Seite 20 erschienen.   

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