In den Tiefen des Archivs fanden sich zwei Bücher aus meiner
Zeit als kleiner aufstrebender Verleger. Heute sind sie ebenso
rar wie kostbar, aber immer noch erstaunlich aktuell:
Erwin Tochtermann, der legendäre
Gerichtsreporter der Süddeutschen Zeitung, sammelte seinen
Stoff auf der Trabrennbahn und in Münchner Gerichtssälen.
Oiß wos
Recht is !
mit einem Vorwort von Herbert Rosendorfer
erschien 1982.
Ein Sammelband seiner vorher in loser
Reihe veröffentlichten Kurzgeschichten
im Münchner Stadtanzeiger.
Die Leichen im Keller
der bayerischen Justiz
Mit
einem Vorwort von Gerhard Mauz (Der Spiegel)
„Dem Irrtum wird in Bayern hoher Respekt
gezollt.
Er gilt fast als Nachweis der Menschlichkeit. Ich irre, also bin ich.
Wo
Irrtum ist, ist Leben. Der Herr schütze uns vor denen, die um eine
irrtumsfreie
Gerechtigkeit im Übermaß bemüht sind, denn wer vom
Irrtum
freiwerden will, der leugnet das Menschliche, der will sich dem
entziehen.
Wer nicht laut ist, gilt in München und um München herum
rasch
als lau.“ 1983
Gerhard Mauz
Der Autor
Erwin Tochtermann (1930) hat ein Vierteljahrhundert
gesessen
– seit 1960 für die Süddeutsche Zeitung in bayerischen
Gerichtssälen.
Seinem Manuskript gab der Autor den Arbeitstitel: Die Verbrechen der
bayerischen
Strafjustiz. Unter diese Verbrechen zählt er die Fälle, in
denen
„Gerechtigkeit nur geübt“ wurde. Und der Gerichtsreporter
weiß:
Wer üben muß, der kann nicht. Diesen „Nichtkönnern“ der
bayerischen Strafjustiz ist das vorliegende Buch gewidmet. Den Lesern,
vielleicht auch den Juristen unter ihnen, zeigt Tochtermann, wie
haltlos der „Mythos der personifizierten
Gerechtigkeit“ ist. (Klappentext)
*
Am 11. November
2006:
Der
Ehrenpreis pro reo der Strafverteidiger
an
Gerichtsberichterstatter Erwin
Tochtermann verliehen
Deutscher AnwaltVerein e.V. (DAV)
(Verbandspresse,
11.11.2006
11:41)
(Dresden/Berlin) - Die
Arbeitsgemeinschaft Strafrecht des
Deutschen Anwaltvereins (DAV) ehrt den langjährigen
Gerichtsberichterstatter
der Süddeutschen Zeitung, Erwin Tochtermann, mit dem Preis „pro
reo“ in
Würdigung seines journalistischen Lebenswerkes.
Die Förderung und Sicherung einer
unabhängigen,
uneingeschränkten und wirksamen Strafverteidigung ist das ureigene
Anliegen der
DAV-Arbeitsgemeinschaft Strafrecht. Daher ehrt sie eine
Strafverteidigerin,
einen Strafverteidiger oder eine Person des öffentlichen Lebens
für ihren
herausragenden Beitrag zur Förderung dieser Ziele.
„Erwin Tochtermann ist Gerichtsreporter
der Süddeutschen
Zeitung und hat über fast 40 Jahre hinweg Maßstäbe
für eine seriöse, faire,
präzise, aber zugleich lebendige und menschlich einfühlsame
Berichterstattung
aus dem Gerichtssaal gesetzt. Er hat dabei immer auch die Rechte und
die Würde
des Angeklagten respektiert und sich jeder Vorverurteilung und
Dämonisierung
enthalten,“ so Rechtsanwalt Werner Leitner, Vorsitzender der
Arbeitsgemeinschaft Strafrecht im DAV, zur Begründung.
In seiner Laudatio führt
Rechtsanwalt Prof. Dr. Gunter
Widmaier aus: „Die Auszeichnung „pro reo“, die ihm heute (10. November
2006)
verliehen wird, gilt seinem leidenschaftlichen Engagement für eine
gerechte und
faire Strafjustiz, eine Strafjustiz mit Augenmaß und
Menschlichkeit, eine
Strafjustiz, die mit verantwortungsbewusstem Kritikvermögen dem
vernünftigen
Zweifel Raum lässt und nicht von vornherein überheblich den
Alleinbesitz der
Wahrheit für sich beansprucht. In mehr als 35 Jahren seines
Wirkens wurde Erwin
Tochtermann nicht müde, mit dem „hochgemuten Griff nach der
Wahrheit“ mancher
Richter ins Gericht zu gehen.“
Fairness habe der Preisträger auch
von seinen Berufskollegen
verlangt. So forderte er bei der boulevardmäßigen
Ausschlachtung des
„Sedlmayer-Mords“ die Wahrung der rechtsstaatlichen Prinzipien, wie der
Unschuldsvermutung“ ein. Zeitlebens forderte er aber auch die
Strafverteidiger
auf, ihre Kampfespflicht zu erfüllen.
Erwin Tochtermann trat Ende 1998, wenige
Wochen vor seinem
69. Geburtstag, nach 38-jähriger Tätigkeit als
Gerichtsberichterstatter der
Süddeutschen Zeitung in den Ruhestand.
Der Ehrenpreis wurde Erwin Tochtermann
auf dem
Herbstkolloquium der Arbeitsgemeinschaft Strafrecht am 11. November
2006 in
Dresden verliehen.
Beide Bücher von Erwin
Tochtermann sind neu und Erstausgaben.
Preis: je 10,- Euro plus Porto und Verpackung.
Bestellung über: arminwitt@t-online.de
*
Berichte
über: einige Aktivitäten und
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